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INTERVIEW MIT SCHWARWEL ZU UNSEREN NEUEN TRCIKFILMEN „LIEDER UNSERER HEIMAT“

„1989 – Lieder unserer Heimat“ Crowdfunding auf VisionBakery

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„1989 – Lieder unserer Heimat“
Interview mit Schwarwel im Oktober 2016

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Wie ist die Idee entstanden, 11 Trickfilm-Videos zum Thema 1989 und Friedliche Revolution zu machen?

Schwarwel: Das sind Erklärbär-Filme! Er-klär-bär-fil-me!
Irgendwie hat es sich während der Projekt- und Stoffentwicklung dahin entwickelt, dass sich die Themen besser in Lieder verpacken ließen, weil sich das besser anfühlte als eine monotone Sprecherstimme, die ein paar wackelige Trickfilmbilder erklärt: die Themen kommen direkt beim Empfänger an.

Zu unserem 2014er Trickfilm „1989 – Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer“ machten wir auch ein Buch, in dem wir viele im Film angesprochene Themen noch mal auf jeweils einer Doppelseite kurz, prägnant und vor allem unterhaltsam zusammengefasst haben – deshalb auch der Buchuntertitel „Der Almanach zur Friedlichen Revolution“.
Weil das aber auch noch ausführlicher und persönlicher, also für den Rezipienten erlebbarer gemacht werden konnte, beantragten wir bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Mittel, um mit diesem Erklärbär-Video-Projekt starten zu können. Die Mittel wurden uns auch bewilligt und hier sind wir jetzt.

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Gibt es das so in dieser Art schon mal?

Schwarwel: Meines Wissens nicht. Zum Thema 1989 inklusive Jugend in der DDR schon gar nicht. Musikalisch betrachtet ist dieses Projekt eher ein Konzeptalbum oder ein O.S.T.-Sampler: der Original Soundtrack zur Friedlichen Revolution.

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Vom Schlager bis zum Thrash-Metal, ein Musik-Genre-Mix.
Welcher Musik-Gattungen bedienst du dich in deinen Kurzfilmen? Erwartet den geneigten Hörer und Zuschauer wirklich ein Potpourri aus verschiedenen Stilen?

Schwarwel: Absolut.
Vom Ghetto-Rap über Atzenmusik, Schlager, russische Folklore, Wave-Gothic, Punkrock, R&B/Soul und Kinderlied bis zum deutschen Wanderlied ist alles dabei!
Die Demoversionen in der richtigen Reihenfolge aneinander hören sich schon großartig an – echtes Gefühlskino und keine Kalauer, weil wir keine Parodien machen wollten, sondern echte Lieder mit echten Inhalten und den richtigen Sounds. Wird privater, als ich das eigentlich wollte, naja …

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Wie sind die Kompositionen, Arrangements und Texte entstanden und wie kann man sich eine derartige Produktion in ihrem Entstehungsprozess vorstellen?

Schwarwel: Im Prinzip ist die Herangehensweise wie bei einer üblichen Albumproduktion oder eben vorhin erwähntem Konzeptalbum: Wir hatten 11 Themen wie Kindheit in der DDR, Diplomaten im Trainingsanzug, Mangelwirtschaft, Kirche von Unten oder StaSi und Jugendkulturen und dazu nahm ich mir die Texte aus unserem „1989”-Buch noch mal vor und versuchte mich zu erinnern, wie ich selbst das zu jener Zeit alles wahrgenommen habe, da wir keine langweiligen „So war das damals“-Gähnnummern abliefern wollten.
Nach ein, zwei Treffen mit ein paar unserer 1989er Ko-Autoren ging ich eine Weile mit den Ideen schwanger, aber dann hab ich die Texte relativ schnell runtergeschrieben, weil ich neben einer Liste der Musikgattungen plötzlich auch schon die Bilder der Trickfilme im Kopf hatte und im Rhythmus bleiben wollte …

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Die Demos der Lieder habe ich zu Hause am Rechner mit GarageBand und einem Mikro gemacht und derweil trafen wir uns auch mit Tobias (Künzel – A. d. R.), der bei früheren Gelegenheiten schon mal sein Studio und sich als Produzenten ins Spiel gebracht hatte. Das passte irgendwie, weil sich Tobias als klassisch ausgebildeter Musiker, Komponist und Arrangeur natürlich mit den erforderlichen Musikstilen wunderbar auskennt und weiß, wo man ein Fagott, eine Oboe und ein Akkordeon samt Musiker findet, wenn man sie wie wir für seine Lieder braucht.
Die Blockflöte spielt Tobias aber selbst ein – das lässt er sich nicht nehmen!
Zu meinen Demos schlägt Tobias weitere Arrangementideen vor und wir gucken, wiewowas passt oder eben auch nicht.
Zugegeben: Für so eine kleine Produktion machen wir ganz schön auf dicke Hose. Aber das muss auch sein, denn die Instrumentalisierung einer russischen Folklore braucht nun mal eine schöne Geige und eine Balalaika!

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Welche Musiker und Künstler sind an dieser Produktion beteiligt und warum hast du genau diese ausgewählt?

Schwarwel: Die Musikerauswahl ist fifty-fifty.
Zum einen hat Tobias die klassischen Musiker vorgeschlagen, weil er mit Matthias Erben schon gearbeitet hat und Matthias extrem professionell ist: rein, fiedeln, raus – herrlich.
Zum anderen wollten wir natürlich mit Freunden wie Luci van Org und Roman Shamov von den Meystersingern schon immer mal was machen, Gary Schmalzl ist für eine gute Rockgitarre immer der richtige Mann und bei Rajko Gohlke und Joey Adler war es mir natürlich aufgrund unserer gemeinsamen musikalischen Vergangenheit – gerade in der Zeit um 1989 herum – ein Bedürfnis, ihre Bass- und Gitarrensounds in ein paar unserer Liedern zu hören.
Tim Sander, Santiago Ziesmer und Sebastian Krumbiegel als die Stimmen von Schweinevogel, Iron Doof und Prof. Eisenstein durften natürlich auch nicht fehlen.
Warum unsere Ton-Ingenieurin und Tobias‘ Tochter Pauline und meine Ziehtochter Vic zu hören sein werden, ist auch klar: Neben der naheliegenden familiären Verbandelung haben beide selbst jeweils ihre Ur-Leipziger Bandgeschichte geschrieben und zufällig sind beide Stimmen auch eine echte Bereicherung für jede Produktion!

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Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den einzelnen Musikern?

Schwarwel: Im Moment ist alles sehr straight und unkompliziert. Jeder Einzelne hat genug eigene Studioerfahrung auf dem Buckel, um zu wissen, dass divenhaftes Gehabe bei so einem Projekt eher kontraproduktiv ist. Es macht echt Spaß, einfach Spaß.

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Warum hast du dich dafür entschieden, deutsche Texte zu singen?

Schwarwel: Weils ein deutsches Thema ist. Wenn man bei sowas nicht verstanden wird, weil hinter den Stromgitarren oder dem Akkordeon irgendwas englisches dahergenuschelt wird, geht der gewünschte Effekt verloren, dass die Texte ja dazu einladen sollen, mal ein bisschen die Geschichte abzuklopfen und sich vielleicht noch etwas weitreichender für die angesprochenen Themen zu interessieren. Soweit die Theorie. Ob das dann alles auch hinhaut, werden wir sehen – ein Geheimrezept für Hits gibts ja nun mal nicht, wenn man das KLF-Handbuch mal außer Acht lässt.

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Eure neuen „1989“-Heimatfilme knüpfen an euren „1989“-Film sowie das dazugehörige Buch sowie auch an euren letzten Trickfilm „Leipzig von oben – Vom Leben und Sterben in der Stadt“ an, welche zu einem großen Teil autobiografisch sind.
Führst du diesen Weg fort? Sind eure neuen Filme autobiografische Zeitzeugen-Berichte? Welche Thematiken greifst du auf und setzt sie filmisch um?

Schwarwel: Ja, klar sind da viele autobiografische Sachen dabei. So gesehen bin ich ja selbst „Zeitzeuge“. Sonst sind solche Sachen auch nicht glaubhaft. Das muss authentisch sein, mehr Moll als Dur.
Bei allen Themen habe ich mich an Erinnerungen und Erlebtes gehalten, Sachen, die man recherchieren kann – und die ich selbst auch noch mal recherchiert habe – und die einen irgendwie ans große Ganze andocken lassen. Für viele Themen brauchte ich bloß meine eigene Vita abbilden, bei anderen habe ich Freunde, Bekannte und die Familie mit eingebracht. „Schießbefehl“ war zum Beispiel eine harte Nummer, weil sie bis heute für mich gegenwärtig ist: Wir spielen mit unserer Band bei einem illegalen Ostpunk-Hoffest und meine Freundin eröffnet mir, ihr Ex-Freund habe sie angerufen, um ihr zu erzählen, dass er als Grenzsoldat am Vortag einen Menschen erschossen hat, der flüchten wollte … Das vergisst man nicht so leicht.
Beim „Mädchen mit dem roten Trainingsanzug“ habe ich die Turnsportkarriere meiner Schwester mit der einer Freundin aus der Schule und der einer Freundin aus der damaligen Leipziger Szene gemischt – da gehts um Staatsdoping und wie die Sportler teilweise noch nicht mal abtrainiert wurden, wenn man sie wegen zu wenig Leistung nicht mehr brauchte – alles im harmlosen Schlagergewand.
Die Umsetzung der einzelnen Filme ist genau so vielfältig wie die Musikstile und alles soll den Ton der Lieder mit der Aussage der Texte binden. Von Kirchenfenstermosaiken über skizzenhafte Bleistiftzeichnungen bis zum ostzonalen Kinderbuch ist da alles dabei, was Spaß beim Machen und beim Ansehen macht.

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Ist diese Arbeit auch quasi eine Aufarbeitung deiner eigenen Geschichte und deiner persönlichen Erlebnisse?

Schwarwel: Jain.
Der dicke Aufarbeitungshammer, was die DDR-Geschichte und meine Jugend darin betrifft, kam für mich bereits bei „1989 – Unsere Heimat …“, die „private“ Aufarbeitung folgte dann bei „Leipzig von oben“ – beides eher ungewollt, aber das hatte sich nun mal aus der Notwendigkeit heraus so ergeben und es war mehr als okay.
„Lieder der Heimat“ ist jetzt sowas wie die Kür, wo man noch mal so richtig aufdrehen kann. Es sind noch genug Stellen drin, wo ich selbst schlucken muss und denke „Uh, ganz schön hart“, aber insgesamt wollen wir die Leute ja mitnehmen und sie nicht zusülzen mit irgendwelchem Depri-Kram, den die Leute eh nicht ändern können. Das wäre die falsche Richtung.

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War die DDR für dich ein Unrechtsstaat?

Schwarwel: Ja, ohne Wenn und Aber.

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Wie hast du dein eigenes Leben, das deiner Eltern und deiner Freunde in der DDR empfunden?

Schwarwel: Damals empfand ich das alles als ganz okay. Unter den gegebenen Umständen natürlich. Man wird ja in die Situation hineingeboren und hält genau dieses Lebensbild für normal, was man da vorgesetzt bekommt. Dass da ein paar Sachen vollkommen schief liefen, merkte ich erst in der Pubertät und als junger Mensch, der einfach sein Ding machen wollte. Da läuft man plötzlich gegen Wände und fängt an, Fragen zu stellen und Antworten einzufordern.

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Warst du Befürwörter für eine sofortige Wiedervereinigung oder wäre es für dich eher eine Option gewesen, dass die Menschen in der DDR selbst einen eigenen demokratischen Staat aufbauen?

Schwarwel: Eher Letzteres. Das ging mir alles zu fix. Helmut Kohl wollte seine sehr wackelige Kanzlerschaft retten und hat die sich bietende Gelegenheit nach dem Mauerfall konsequent genutzt. Leider haben das zu wenig Ostler auch so gesehen und sie wollten gleich an den großen Kuchen ran. Die versprochenen „blühenden Landschaften“ vermisse ich noch heute, weshalb unsere „Lieder der Heimat“ eben Gestalt angenommen haben. Das Deutschland von heute ist aus der Friedlichen Revolution und dem Mauerfall erwachsen. Eine Frau Merkel oder ein Herr Gauck würde es ohne diese flotte Wiedervereinigung heute wohl eher nicht geben.

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In welcher Stilistik und welchem Design werden eure Trickfilme erscheinen?

Schwarwel: Wir bleiben im Großteil der klassischen 2D-Animation treu, loten aber in den einzelnen Filmen die Untiefen aus, die man da beschreiten kann. Bei „1989 – Unsere Heimat“ und auch bei „Leipzig von oben“ machten gerade diese Stilbrüche am meisten Spaß – einerseits mit realistischen Figuren arbeiten, andererseits total aus dem Stil ausbrechen und kleine Knuddelcharaktere durchs Bild tippeln lassen. Der Betrachter will sich genauso wenig wie der Animator langweilen, deshalb haben wir die Palette möglichst breit angelegt, um aus allem schöpfen zu können, was wir gerade zum Erzählen der Stories brauchen: Stalin-Posterästhetik, herrliche russische und polnische Trickfilme, klebriger DDR-Bombast, düstere Anime … Sky is the limit.

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An welche Zielgruppe richtet ihr euch?

Schwarwel: Vor allem haben wir die jetzige Jugend im Visier. Deshalb bieten wir auch alles im lockeren Gewande der Unterhaltung an. Das scheue Reh soll nicht verschreckt werden und wir wollen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger einen auf Frontalunterricht machen. Aber ich behaupte mal, dass das gebotene Gesamtpaket auch für ältere Generationen geeignet ist, weil die Erzählungen selbst genug bieten, das einen anspricht und wo man sich selbst wiederfinden kann.

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Wie werdet ihr eure animierte Trickfilmreihe verwenden und verwerten?

Schwarwel: Mit unseren letzten Filmen haben wir sehr gute Erfahrungen im schulischen und im Workshop-Bereich gemacht, egal, ob wir da selbst hinfahren oder ob Lehrer sich die DVDs besorgen und ihre eigenen Schulstunden darum bauen.
„Lieder der Heimat“ ist als weitere Handreichung gedacht, mit der man die Themen locker ausbauen und vertiefen kann, ohne dass man Gefahr läuft, dass die Schüler einfach wegschlafen.
Daneben arbeiten wir natürlich auch an der Auswertung für TV und Filmfestivals. Bisher hat das auch immer gut geklappt.

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Inwiefern sind neue Medien wie bspw. Online-Veröffentlichungen auf YouTube oder auch ganz klassische Veröffentlichungen wie DVDs und CDs relevant für euch?

Schwarwel: Soweit das möglich ist, bieten wir alles mit an – neben unserem YouTube-Channel halte ich eine CD mit umfangreichem Booklet für ein absolutes Muss, denn das würde ähnlich dem 1989-Buch neben den Lyrics auch noch Infokästen zu einzelnen Begriffen und natürlich Bildmaterial aus den Filmen enthalten.
DVDs machen wir sowieso bei jedem Projekt – neben dem normalen Abverkauf verwenden wir die DVDs ja auch bei unseren Workshops und für Projekte, die unsere Filme mit in ihre Programme einbinden wollen.

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Wird es zusätzlich auch erläuternde Handreichungen für Schulen geben?

Schwarwel: Logo, sind in Arbeit.

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Meinst du, mit den Medien Trickfilm und Musik kann man Jugendlichen den Zugang zu Geschichtswissen und Bildung leichter vermitteln? Und wenn ja, warum, was ist die Besonderheit?

Schwarwel: Auch wenn Musik ganz allgemein nicht mehr diese riesige Überrolle spielt, die sie in Ermangelung anderer Medien wie Videospiele, soziale Medien oder YouTube in „meiner Zeit“ eingenommen hat, ist Musik doch immer noch ein allgegenwärtiges Schmiermittel, um jedwede Medienpräsenz von der Werbung bis zur Doku zu untermalen oder – besser – „anguckbar“ zu machen. Ohne Musik geht gar nix. Du brauchst Dramatik? Setz ein paar Streicher ein! Du willst Bombast? Hau auf die Pauke!
Das war der Grundgedanke, weshalb wir auf die „Lieder der Heimat“ gekommen sind: Schöne Melodien, eingängige Texte, fluffige Sounds … Dazu noch Trickfilmbilder, die stets den Vorteil haben, dass sie sofort präsent, sofort „da“ sind und jeder irgendwie in seiner Kindheit gelernt hat, wie man Trickfilme „lesen“ muss.
Ja, Inhalte lassen sich mit Musik und kurzen Filmen sehr viel besser vermitteln als mit einem dicken Buch ohne Abbildungen, das nur ein guter Lehrer seinen Schülern schmackhaft machen kann.
Wahrscheinlich habe ich von Bugs Bunny mehr gelernt als von meiner Chemielehrerin. Vielleicht nicht unbedingt über Chemie, aber auf jeden Fall übers Leben.

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Welche Rolle spielt Musik für dich in deinem Leben, in deiner Jugend wie heute?
Welche Bands und Musiker haben dich beeinflusst und wie?

Schwarwel: Musik ist immer irgendwie da. Beim Arbeiten ebenso wie beim Abhängen. Inzwischen hat sich die Klassik bei mir einen ebenbürtigen Platz neben der anderen Musik erobert, die gern herabwürdigend als „Unterhaltungsmusik“ bezeichnet wird, was natürlich totaler Quatsch ist. Meines Erachtens hängt es immer vom Komponisten und vom Interpreten ab, wie wahnsinnig ernsthaft die Musik in meinem Ohr ankommt. Es muss sich echt anfühlen, sonst ist es Mist.
Sobald mir ein Song gefällt, google ich mir die Lyrics – ich muss immer wissen, wovon da gesungen wird. Das war mir schon immer wichtig.
Eine Chartliste meiner persönlichen Top100 werde ich hier nicht anhängen, denn das sprengt den Rahmen mit Sicherheit und das bekommt man sicher auch über unsere Musikstilauswahl für die „Lieder der Heimat“ ganz gut raus. Rockgitarren sind schon mal ein guter Ansatz, coole Texte und authentischer Gesang ein anderer, aber ehrlich gesagt höre ich viel zu oft HipHip oder Moby, um als lupenreiner Metaller durchzugehen, was mir auch herzlich egal ist …

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Du warst Sänger und Songwriter bei den Bands Tishvaisings und Born Cool, hast 2009 deine Rockumentary „Over The Edge““ produziert und seit den 1980/90ern für unglaublich viele Bands, Clubs und Magazine Plattencover, Merchandising und Optiken jeglicher Art sowie Musikvideos erstellt.
Kannst du uns einen kurzen stichpunktartigen Abriss dazu geben?

Schwarwel: Nein.
Nur so viel: Musik selbst machen und die Musik anderer zu illustrieren oder hübsch zu verpacken, sind zwei paar Schuhe. Und die stehen noch nicht mal im selben Regal, nicht im selben Haus, nicht in der selben Stadt …
„Lieder der Heimat“ ist insofern echt interessant – hier illustriere ich mal die eigenen Songs, keine oftmals nutzlosen Manager dazwischen, keine gekränkten Künstlerseelen, keine hippen A&R-Typen, keine aufgeregten Produktmanager, kein Buckeln und Kratzen – diese Funktionen füllen wir alle selbst aus und können das gleichzeitig mal so machen, wie wir das für richtig halten. Obs dann auch so wird, wie wir uns das vorstellen, kann ich erst in ein paar Monaten sagen – momentan fühlt es sich aber verdammt gut an.
Davon ab ist dieses Projekt für mich auch keine Nummer à la Doch-noch-kurz-vor-dem-Tod-versuchen-Popstar-zu-werden – diesbezügliche Ambitionen habe ich mit Born Cool weit hinter mir gelassen und ich vermisse das ganze Brimborium kein Bisschen, das notwendig ist, um einfach mal ein paar Songs zu machen, die man selbst hammergeil findet. Für „Lieder der Heimat“ mache ich die Sachen, die für unser Projekt notwendig sind. Das mache ich mit sehr viel Spaß und sehr viel Liebe und vielleicht mit ein wenig zu viel peniblem Perfektionismus, aber so arbeite ich nun mal, egal, obs ein Lied oder ein Trickfilm oder beides in einem werden soll.

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Ihr startet in den nächsten Tagen eure vierte Crowdfunding-Aktion auf VisionBakery.
Warum hat sich für euch diese Art der Finanzierung bewährt?
Ist es euch wichtig, durch Crowdfunding eure Crowdfunder Teil eures Schaffens werden zu lassen? Und wenn ja, wie können Sie Teil davon werden?

Schwarwel: Crowdfunding sehe ich nach anfänglicher großen Skepsis bei unserem ersten Projekt inzwischen als völlig legitimes und faires Angebot für die Mitmacher an: Du als Crowdfunder kannst selbst bestimmen, was dir das Projekt wert ist und du weißt, was du als Gegenleistung bekommen wirst. Take it or leave it.
VisionBakery ist dabei nach wie vor unsere erste Wahl, weil die Leute dieser Plattform mit ins Risiko gehen: Wenn das Projekt seine 100% nicht bekommt, schaut VisionBakery genau so in den Ofen wie wir, da sie ihren Pflichtanteil auch nur wollen und bekommen, wenn das Projekt erfolgreich abgeschlossen wird. Keine versteckten Zusatzgebühren, kein Abzocke der Projektbetreiber. Sie nehmen uns damit unsere Verantwortung nicht ab, aber sie teilen sie, was das Ganze für uns immer noch pusht, denn beim Vorgespräch stellt sich schon raus, wie deine Chancen stehen und du legst immer noch eine Kohle drauf, um dein Projekt besser vorzustellen, noch eine coolere Gegenleistung ins Angebot zu packen oder noch ein Videotagebuch hochzuladen, um die Crowdfunder gespannt und interessiert zu halten.
Daneben überprüfst du dein Projekt wie wir jetzt unsere „Lieder der Heimat“ immer wieder nach Herz und Nieren, weil du ja wie ein Straßenmaler in der Öffentlichkeit arbeitest und Sachen preisgibst, die du normalerweise ganz gern im stillen Kämmerlein austüfteln würdest.
Bisher hat jedes unserer Crowdfunding-Projekte noch mal einfach dadurch an Qualität gewonnen, dass wir es zum Crowdfunding an der Pranger gestellt und damit öffentlich zugänglich gemacht haben. Die Crowd-Aktionen fanden immer irgendwie Eingang in die tägliche Arbeit und zusätzliche Ideen schlüpften in die Endproduktion. Die ellenlangen Abspänne mit dem Dank an unsere Unterstützer kommen ja nicht von ungefähr. Das ist ein wichtiger Input und Ansporn für uns.

Lieben Dank für das ausführliche Interview.

Danke,
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„1989 – Lieder unserer Heimat“ Crowdfunding auf VisionBakery

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